Aktuelle Informationen

Hallo! Ihr habt bestimmt gehört, dass das Museum der 50er Jahre Bremerhaven in größte Schwierigkeiten geraten ist. Von diesen möchte ich Euch berichten und Euch alle um Euren Beistand bitten, vor allem durch Unterschriften bei unseren Petitionen.

Aber zunächst will ich uns vorstellen. Ich bin Kerstin v. Freytag Löringhoff, von Beruf  Historikerin und Diplompsychologin, und betreibe das Museum seit 25 Jahren, davon 20 in Bremerhaven. (Träger des Museums ist der „Gemeinn. Förderverein Museum der 50er Jahre e. V.“.) Bei allem, was das Museum betrifft, hilft mir seit 33 Jahren mein Ehemann, Dr. habil. Rüdiger Ritter, Osteuropahistoriker. Meine inhaltlichen Vorbereitungen für das Museum begannen nämlich schon vor 40 Jahren durch gezieltes Anlegen einer Sammlung von Originalobjekten der (west-)deutschen Sachkultur aus den Jahren 1945 bis etwa 1965, um eine Lebenswelt der ersten bundesdeutschen Nachkriegsjahrzehnte museal präsentieren zu können. Mitte 2000 konnten wir es in Cuxhaven eröffnen.

2004 erhielt ich von der BIS die Gelegenheit, mit dem Museum nach Bremerhaven in die 1947 erbaute US-Kirche auf dem einstigen amerikanischen Kasernengelände „Carl Schurz“ umzuziehen, schon damals Gewerbegebiet und leider entfernt vom kulturell-touristischen Geschehen der Stadt. In dem Gebäude, das die BIS zu geringen Kosten zur Verfügung stellte,  befindet es sich seit zwei Jahrzehnten als eine für die Stadt kostenfreie Kultureinrichtung. An sich wollten wir dort im nächsten Jahr unser 25-jähriges Bestehen feiern. Doch es kam anders: Mitte 1/24 schickte mir die BIS die Kündigung zum 30. 9. 24 und drohte mit Räumungsklage. Der Termin ist überschritten und das Museum nicht aus der Kirche heraus. Wie denn auch?? Wohin mit dem großen Museumsbestand?? 2022 schrieb mir der Bremerhaven-OB, es gebe in der Stadt kein einziges Gebäude für das Museum. Bei der BIS hatte ich bis 2018 Mietverträge – erst acht Jahre, dann zwei Mal zwei, dann eins, dann gar keinen mehr. Seither heißt es nur noch „Duldung“. Jetzt drohte die BIS mir noch viel mehr an. Sei das Museum bis Jahresende nicht verschwunden, komme nicht nur die Räumungsklage. Die BIS räume per Spedition, lagere das Museum ein, berechne mir für alles die Kosten. Für jeden weiteren Verbleibstag in der Kirche hätte ich ab dem 1. 1. 25 € 70 zu zahlen. Alles in allem für uns privat monatlich mehrere tausend €. Können wir nicht. Würde bedeuten, dass das Museum schließen muss.

Bei einem „Runden Tisch“ am 27. 9. ging das Kulturamt Bremerhaven zum ersten Mal in 20 Jahren auf das Museum zu. Man konnte direkt an einen Neuanfang glauben. Doch was nützen Schritte der Stadt auf das Museum zu, wenn gleichzeitig die BIS für seine Auflösung sorgt?? Wir Betreiber:innen sind verzweifelt, wissen keinen Ausweg und haben nur noch Angst.

Welch ein Umgang in einer Stadt mit Ehrenamtlichen! Ich ging mit der Museumsgründung und dem Anlegen einer repräsentativen Museumssammlung ein hohes Risiko ein und machte mich dadurch auch abhängig – schon klar. Aber ich wollte doch etwas Gutes!! Nie hätte ich vermutet, dass das alles SO enden würde! Verklagt von Personen, die ausschließlich an Geld denken und mir heute vorwerfen, ich hätte es in 20 Jahren nicht geschafft, aus dem Museum einen „Wirtschaftsbetrieb“ zu machen? (Dann müssten viele, wenn nicht alle Museen schließen.) Eine solche Forderung bei extremer Abgelegenheit und ohne jedes offizielle städtische Bekenntnis zu dem Museum? Ohne zumindest institutionelle Unterstützung? Aus „Bordmitteln“, die auf einmal da zu sein scheinen, z. B. Unterstützung bei der Organisation ehrenamtlicher Kräfte? (Um Geld baten wir die Stadt nie, sondern überlebten all die Jahre aus eigener, rein ehrenamtlicher  Kraft.) Dann wie eine Laus im Pelz herausgekickt werden? Aus der Befürchtung, hier könnten irgendwann doch noch Kosten für Bremerhaven  entstehen? Alles gleich im Keim ersticken, statt Weiterentwicklung zuzulassen, die der Stadt auch nützen kann? Eine erschreckende „städtische Mutlosigkeit“ und eine Generalabsage an Kräfte in der Stadt, die sehr Vieles schlicht auf die eigene Kappe nehmen, damit überhaupt etwas passiert.

Zurück zum Gründungsgedanken des Museums der 50er Jahre: Auch wenn dort das zu sehen ist, was landläufig mit den 50er Jahren verbunden wird – Nierentisch, Tütenlampe, Petticoat – es ging hier nicht um ein Nostalgie-Museum, auch nicht um ein Lokal- o. Regionalmuseum, sondern um einen Versuch, das altbekannte „Verdrängungsgeschehen“ der deutschen Nachkriegszeit neu ins Bewusstsein zu rücken, von dem Publizisten R. Giordano „Die zweite Schuld“ der Deutschen genannt. Denn ist bei aller gelungenen Aufarbeitung NS-zeitlicher „Ereignisse“ auf diesem Gebiet bereits ein Stand erreicht, der z. B. auch Aufschluss über heute beobachtbare „Rechtsruck-Phänomene“ gibt? „Wiederkehr des Verdrängten“? Das Museum hat Förderer, die sich intensiv für dieses Ziel des Museums einsetzen. Die Frage ist jetzt, inwieweit diese dabei helfen können, das Museum vor seinem inzwischen drohenden Untergang zu bewahren. Wir Betreiber:innen wollen die BIS erneut auf unser eigenes Kirchen-Kaufangebot hinweisen und wenden uns auch an den Bremer Bürgermeister Dr. Bovenschulte, der das Museum bereits unterstützte. Ansonsten müssen wir Betreiber:innen ergeben abwarten, ob die BIS nicht vielleicht doch noch ein Einsehen hat und ihre Drohungen nicht verwirklicht.

An alle, die jetzt unsere Posts lesen: Bitte unterstützt das Museum der 50er Jahre – durch Petitions-Unterschriften, durch Leserbriefe an die Bremerhavener Nordsee-Zeitung, durch Schreiben ans Kulturamt Bremerhaven und/oder den Oberbürgermeister der Stadt, M. Grantz!

Wir danken Euch dafür!! Eure Kerstin v. Freytag Löringhoff und Rüdiger Ritter